Gründungsgeschichte und Ziele des Netzwerks MRE

Zur Verbesserung der MSRA-Bekämpfung wurde von der Gesundheitsminister-konferenz der Länder 2006 in Dessau die Bildung von regionalen Netzwerken unter Koordination des öffentlichen Gesundheitsdienstes empfohlen [4].
Auch im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrages zur Infektionshygienischen Überwachung von Krankenhäusern und Gemeinschaftseinrichtungen wird von den Gesundheitsämtern die MRSA-Problematik thematisiert und die Umsetzung der Vorgaben des Infektionsschutzgesetzes und der Empfehlung des Robert Koch-Instituts gefördert und gefordert.

HYSA: Netzwerk Hygiene in Sachsen-Anhalt

Das Netzwerk Hygiene in Sachsen-Anhalt (HYSA) wurde im Oktober 2010 gegründet. Es ist ein regionales Netzwerk zur Prävention und Reduktion von im Krankenhaus erworbenen Infektionen. Ziel ist es, das Vorkommen von multiresistenten Erregern, insbesondere durch eine verbesserte Kommunikation und Organisation an den Schnittstellen der Patientenversorgung zum gesamtgesellschaftlichen Nutzen zu verringern. Die Netzwerkpartner bearbeiten in Arbeitsgemeinschaften spezifische Fragestellungen bezüglich des Umgangs mit multiresistenten Erregern im Bereich der medizinischen Versorgung interdisziplinär. Es werden unter anderem Basisinformationen zum Hygienemanagement in Kliniken, Heimen, Pflegediensten, im Krankentransportwesen und im ambulant-ärztlichen Bereich, basierend auf den Empfehlungen des Robert Koch-Institutes (RKI), zusammengetragen und über die Internetpräsenz verbreitet. Auf diesen Internetseiten werden auch zielgruppenspezifische Leitlinien, Merk- und Informationsblätter sowie einheitliche ambulante und stationäre Screening- und Sanierungskonzepte angeboten [5].

Der Aufbau von Netzwerken in den Landkreisen

Ein erfolgreiches Vorgehen gegen MRSA ist nur durch ein regional abgestimmtes Handeln innerhalb von etablierten Zuweiserstrukturen, d.h. von Krankenhäusern, Reha-Einrichtungen, Altenpflegeheimen, Praxen und anderen betroffenen Einrichtungen möglich. Dieser Ansatz hat Eingang in nationale und länderbezogene Strategien zur Eindämmung der Weiterverbreitung von MRSA gefunden [6] und gründete in der Notwendigkeit strategisches und einheitliches Vorgehen auch auf der regionalen Ebene zu erreichen. Regionale Netzwerke, deren Dreh- und Angelpunkt die jeweiligen Gesundheitsämter darstellen, ermöglichen dann eine Zusammenarbeit auf den Ebenen, die eine direkte Einflussnahme auf die Verbreitung non MRSA nehmen können. Eine wichtige Grundlage für die Tätigkeit des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) im Rahmen regionaler Netzwerke ist die Kenntnis der Situation in den einzelnen Einrichtungen. Dazu hat § 23 Abs. 1 des IfSG Voraussetzungen geschaffen (Verpflichtung, Erreger mit besonderen Resistenzen und Mehrfachresistenzen aufzuzeichnen, zu bewerten und auf Verlangen die Daten dem Gesundheitsamt vorzulegen). Die mit dem 1. Juli 2009 eingeführte Meldepflicht für den Nachweis von MRSA aus Blut und Liquor ist ein weiteres wichtiges Instrument zur Erfassung der MRSA-Last sowie ein wichtiger Indikator für die Objektivierung von Präventionserfolgen, jedoch aufgrund der anderweitigen Vorkommnisse nicht ausschließlich erfolgversprechend. Des Weiteren kann der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) als Koordinator der regionalen Gesundheitsversorgung viele der involvierten Institutionen und die dortigen Hygienefachleute erreichen und systematisch miteinander vernetzen.

Das Netzwerk MRE Landkreis Stendal

Am 15.02.2012 erfolgte im Gesundheitsamt Stendal im Rahmen der Fortbildungsveranstaltung „Netzwerk Hygiene Sachsen-Anhalt“ die Gründung des Netzwerkes MRE für den Landkreis Stendal. Die anwesenden Vertreter regionaler Gesundheitseinrichtungen (Diakoniekrankenhaus Seehausen, Fachklinikum und Forensische Psychiatrie Salus gGmbH Uchtspringe, Johanniter-Krankenhaus Stendal, KMG-Klinik Havelberg) bestätigten ihre Mitgliedschaft. Nach einem ausführlichen und sehr informativen Referat von Frau Dr. Kaline vom Ministerium für Gesundheit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt in Magdeburg über die Gründung des Netzwerkes HYSA und das Anforderungsspektrum bei der Bekämpfung der MRE-Ausbreitung, erfolgte ein reger Austausch aller Teilnehmer über die aktuelle Situation der MRE-Problematik im Alltagsgeschehen der Krankenhäuser und die sich daraus ergebenden Notwendigkeiten der Verbesserung. In den ab 2012 regelmäßig weiteren, mindestens zweimal jährlichen Treffen erarbeiten die Netzwerkmitglieder (Diakoniekrankenhaus Seehausen, Fachklinikum und Forensische Psychiatrie Salus gGmbH Uchtspringe, Johanniter Krankenhaus Stendal, KMG Havelberg) mit dem Gesundheitsamt Stendal Zielvorgaben für das nächste Halbjahr. Aus dem ersten Treffen ging u.a. die Zielvorgabe einer einheitlichen Umsetzung geeigneter Verfahren, um Infektionen durch multiresistente Erreger zu verhindern, hervor. Außerdem sollte eine Verbreitung dieser Erreger zwischen den Einrichtungen vermindert werden. Geplant ist z.B. die Einführung von sogenannten Überleitungsbögen zur standardisierten Informationsübergabe von der einen Einrichtung an die weiter betreuende Einrichtung bzw. die ambulant tätigen Ärzte sowie Pflegedienste.

Ziel des Netzwerkes

Wesentliches Ziel der Netzwerktätigkeit ist es, einen Beitrag zur Verbesserung der Umsetzung von MRE-Präventions- und MRE-Kontrollstrategien unserer Region zu leisten. Ein bedeutendes Element ist die Optimierung der Informationswege z.B. durch Überleitungsbögen und Früherkennung besiedelter oder infizierter Patienten durch eine gezielte Laboruntersuchung. Im Netzwerk sollen unter der Moderation des Gesundheitsamtes Stendal der Austausch von Wissen und praktischen Erfahrungen zur MRE-Problematik und die Entwicklung einheitlicher Standards innerhalb des Landkreises gelingen. Das nächste angestrebte Zwischenziel ist die Aufnahme der ambulant tätigen Ärzte insbesondere der Dialyse-Ärzte und der ambulant operierenden Ärzte in das MRE-Netzwerk des Landkreises Stendal. Das Gesundheitsamt ist aufgrund der gewachsenen Kontakte und der Kenntnis lokaler Strukturen und kommunaler Besonderheiten prädestiniert die Moderatorenrolle zu übernehmen.

Welchen Nutzen hat das vorhandene MRE-Netzwerk für die Bevölkerung?

Die Netzwerkmitglieder werden stets daran arbeiten, die Gefährdung durch multiresistente Erreger für jeden Menschen, sei es im Krankenhaus, im Alten- und Pflegeheim oder in der Arztpraxis, möglichst gering zu halten. Das Netz-werk wird sukzessiv ausgebaut, um Informationen möglichst rasch austauschen zu können und bewährte Behandlungsstrategien zu etablieren. Die angestrebte Zusammenarbeit mit den ambulanten Pflegediensten, den Pflegeeinrichtungen, den ambulant tätigen Ärzten sowie dem Rettungsdienst und den Krankentransporten soll den größtmöglichen Schutz des Einzelnen vor einer MRE-Besiedlung und MRE-Infektion sichern. Ein nachhaltiger Erfolg dieser Maßnahmen setzt die Kooperation und Vernetzung aller an der Patientenversorgung beteiligten Institutionen voraus.


Quellen

[4] Beschluss der 79. Gesundheitsministerkonferenz der Länder vom 30.6.2006 in Dessau, TOP 10.1 unter:http://www.gmkonline.de/?&nav=beschluesse_79&id=79_10.01, Stand: 22.02.2012.

[5] Landesamtes für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt (LAV). Unter: http://www.sachsen-anhalt.de/index.php?id=52164, Stand: 22.02.2012.

[6] siehe Fachtagung zu MRSA am RKI 2004; MRSANet Twente-Münsterland; Gesundheitsministerkonferenz (GMK) – Beschluss 10.1 der 79. Konferenz 2006 und Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie (DART) 2008.