Inklusiver Comedy-Abend mit Tan Caglar am 30. September 2020

Am Mittwoch den 30.09.2020 um 19:00 Uhr wurde es still in der Katharinenkirche in Stendal. Landrat Patrick Puhlmann griff zum Mikrofon um einen Höhepunkt der Interkulturellen Woche zu eröffnen und einen besonderen Gast anzukündigen.

Sekunden später rollte dieser, begleitet von tosendem Applaus, in die Kirche ein.
„Fast wäre er Stendals Jackpot im Minderheitenglückspiel gewesen“, begrüßt der Comedian Tan Caglar aus Hildesheim die Gäste, „Türke und behindert, da fehlt nur noch transsexuell und das Ding wäre nicht mehr zu stoppen!“. Gleich zu Beginn wird klar, das Publikum ist gefordert. Eine Gradwanderung zwischen Humor und gängigen Vorurteilen zieht sich durch die Show und zwingt jeden Zuschauer sich damit auseinanderzusetzen.

Die nächste Stunde war ein Gagfeuerwerk ohnegleichen, gespickt mit witzigen autobiografen Fakten und Witzen bei denen kein Auge trocken blieb. Tan Caglar führt sichtlich begeistert von der Stendaler Zuschauerschaft durch sein Programm „Geht nicht, gibt’s nicht!“. Geschickt spielt er mit allerlei Vorurteilen rund um seine Behinderung und seinen Migrationshintergrund.

„Seit meiner Geburt muss ich mich schon mit einem großen Nachteil rumschlagen, Sie sehen es ja selbst meine Damen und Herren“, erzählt der Entertainer mit wehleidigem Blick in seinen Rollstuhl zusammengesunken, „Ja, Sie haben es erfasst ich bin Türke.“.
Ein bisschen muss er selbst lachen und versucht die anwesenden Gebärdensprachdolmetscher zu unterbrechen, „Vielleicht kann ich so wenigstens den Gehörlosen diesen schlechten Witz ersparen.“. Applaus aus allen Richtungen, Tan Caglar versteht mit dem Publikum zu spielen und jeden Zuschauer mitzunehmen.

Am Ende nimmt er sich für jeden der 48 Zuschauer Zeit für ein Autogramm oder Foto. Auch ein Schwatz mit dem Landrat darf nicht fehlen. „Dafür, dass der Landrat so viel Gags (auch auf eigene Kosten) über sich ergehen ließ, müsste er ihn eigentlich beim nächsten Wahlkampf unterstützen“, scherzt Tan Caglar.

Leider waren die Zuschauerzahl und der Kartenvorverkauf stark begrenzt, um den coronabedingten Beschränkungen gerecht zu werden. Nichtsdestotrotz war die Veranstaltung in der Katharine ein mehr als würdiges Ende der kulturellen Durststrecke durch Covid19.

Organisiert hatten diesen zauberhaften und humorvollen Abend das Teilhabemanagement des Landkreises Stendal und die Altmärkische Bürgerstiftung, unterstützt von dem Theater der Altmark zuständig für Beleuchtung und Beschallung. Die gleichberechtigte Teilhabe wurde auch bei den Zuschauern deutlich, so waren einige Gehörlose und Rollstuhlfahrer anwesend. Sie wurden von Tan Caglar mit einigen Insidern besonders unterhalten und immer wieder in das bunte Programm eingebunden. Dank zwei Gebärdendolmetschern wurde der Abend auch für alle verständlich. Gefördert wurde dieser kulturelle Abend durch die Partnerschaft für Demokratie des Landkreises Stendal.

Dies muss aber nicht der letzte Auftritt von Tan Caglar gewesen sein, begeistert von der Atmosphäre im Musikforum und der Stendaler Altstadt, versicherte der Comedian schnellstmöglich für ein größeres Format nach Stendal zu kommen. Zumal der gestrige Abend als Musterbeispiel für Integration steht. „Integration ist wenn der Türke Comedy in der Kirche (im Osten) macht“, ruft der Entertainer in einem seiner ersten Sätze.

 

Verfasser: Jakob Wernike, Integrationskoordinator des Landkreises Stendal