Schulprojekt zur Woche des Sehens
Kurz vor den Herbstferien erhielten 22 Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse der Hinrich-Brunsberg-Sekundarschule einen besonderen Einblick in die Lebenswelt von Menschen mit Behinderung. Anlässlich der bundesweiten „Woche des Sehens“, die vom 8. bis 15. Oktober stattfindet, konnten sie das Thema Sehbehinderung und Blindheit hautnah erleben. Das Projekt wurde von der Interessengruppe „Barrierefreies Tangermünde“ in Zusammenarbeit mit dem Örtlichen Teilhabemanagement im Landkreis Stendal und der Ergänzenden Unabhängigen Teilhabeberatung organisiert.
Im ersten, theoretischen Teil erfuhren die Jugendlichen anhand von Knigge-Tipps, wie sie Menschen mit Behinderung respektvoll und selbstverständlich begegnen können. Dabei wurde deutlich: Barrieren entstehen oft zuerst im Kopf. Menschen ohne Behinderung sind im Umgang mit Betroffenen häufig unsicher oder unbeholfen und reduzieren diese manchmal unbewusst auf ihre Einschränkung. „Man soll erst fragen, ob die Person Hilfe braucht, bevor man sie einfach anfässt“, fasste eine Schülerin ihre wichtigste Erkenntnis zusammen. Ein anderer Schüler ergänzte: „Man soll mit den Betroffenen immer auf Augenhöhe reden.“
Anschließend vertieften die Jugendlichen das Gelernte spielerisch: Beim Brettspiel „Rund ums Auge“ lernten sie mehr über das Sehen und verschiedene Augenerkrankungen. Mit Simulationsbrillen konnten sie zudem ausprobieren, wie sich das Leben mit unterschiedlichen Sehbehinderungen anfühlt und dabei das Spiel „Jenga“ in neuer Weise erleben.
Im zweiten Teil gab Annemarie Kock von der Ergänzenden Unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) anschauliche Einblicke in den Alltag blinder Menschen. Die Schülerinnen und Schüler lernten die Brailleschrift kennen und entdeckten technische Hilfsmittel wie die Braillezeile, die Inhalte von Computern oder Smartphones in Punktschrift übersetzt oder einen Füllstandsmesser, der akustisch signalisiert, dass ein Glas voll ist.
Im Anschluss testeten die Jugendlichen ihre eigene Schule auf Barrieren. Mit Simulationsbrillen, Schlafmasken und Langstöcken ausgerüstet, erkundeten sie Flure und Schulhof aus der Perspektive sehbehinderter oder blinder Menschen. Im schuleigenen Imbiss erlebten sie schließlich, wie herausfordernd es sein kann, Essen zu erkennen und zu bestellen, wenn man nicht sehen kann.
In einer abschließenden Reflexionsrunde zeigten sich die Schülerinnen und Schüler beeindruckt von ihren Erfahrungen.
„Es ist wichtig, junge Menschen schon frühzeitig für das Thema Behinderung zu sensibilisieren“, betonte Johanna Michelis vom Örtlichen Teilhabemanagement. Vanessa Böttcher ergänzte: „Haben Jugendliche in ihrem Umfeld keine Berührungspunkte, bleiben ihnen die Herausforderungen von Menschen mit Behinderung oft fremd. Solche Projekte helfen, Verständnis und Empathie zu fördern.“



