Wasserkonferenz thematisiert effiziente Bewässerungstechniken und Anpassungsstrategien für die Landwirtschaft
90 Besucher folgen der Einladung beider altmärkischen Landkreise nach Stendal.
Angesichts der steigenden Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Wasserhaushalt ist es von entscheidender Bedeutung, Strategien zu entwickeln, die sowohl den Schutz vor Hochwasser, als auch die Sicherstellung einer ausreichenden Wasserversorgung während niedriger Wasserstände gewährleisten. Dazu hat im vergangenen Jahr die gemeinsame Wasserkonferenz des Altmarkkreises Salzwedel und des Landkreises Stendal in Osterburg Premiere gefeiert. Das neue Format ging aus vormals zwei Veranstaltungen, der Hochwasserkonferenz und der Niedrigwasserkonferenz, des Landkreises Stendal hervor. In diesem Jahr hat am Mittwochmittag die Fortsetzung dieser Kooperation in der Stendaler Kreisverwaltung mit 90 Teilnehmern stattgefunden.
Unter der Überschrift „Wasserrückhalt in der Fläche“ begrüßte Patrick Puhlmann die Gäste aus Politik, Wissenschaft, Land- und Wasserwirtschaft sowie interessierte Bürger. „Grundlage, für alles, was wir für notwendige Maßnahmen im Bereich Wasser, also Hochwasserschutz als auch Wasserrückhalt, ausgeben, beruht auf den Förderungen und finanziellen Mitteln von Bund und Land. Da herrscht derzeit eine hohe Verlässlichkeit, wie sie ansonsten selten ist. Das wünsche wir uns natürlich auch in Zukunft“, so der Stendaler Landrat. Nachdem im Vorjahr das Hochwasser an der Biese im Mittelpunkt der Wasserkonferenz stand, „soll es in diesem Jahr auch um den Umgang mit der Ressource Wasser gehen“, erklärte Puhlmann weiter.
Gereinigtes Abwasser soll neue Wasser-Ressource werden
Den Auftakt machte Kirstin Neumann von der Hochschule Magdeburg-Stendal. Sie führte aus, dass Ostdeutschland unter Wasserstress leidet, weil die Niederschläge weitaus geringer sind, als im Bundesdurchschnitt. Diese Folgen sind seit Jahren zu spüren: Ernteausfälle in der Landwirtschaft, Gewässer, die austrocknen und gedrosselte Industrie mangels Wasser. „So entstehen Nutzungskonkurrenzen“, sagte Neumann. Diese stellen vor allem Wasserversorger vor Herausforderungen. In Zusammenarbeit mit dem Wasserverband Gardelegen läuft daher ein Forschungsprojekt, welches gereinigtes Abwasser als wiederverwendbare Ressource untersucht. Dabei, so Neumann, geht es um die nachhaltige Stabilisierung des Wasserhaushalts. Die Hochschule begleitet die Filtrierung des Abwassers mit Echtzeitmesstechnik, um schnelle Anpassungen vornehmen zu können und eine hohen Datendichte zu generieren. Im Fokus steht damit die Entwicklung eines geeigneten Filteraufbaus, der nachhaltig ist. Dass alles erfolgt unter Einhaltung entsprechender EU-Vorschriften.
Im weiteren Verlauf griff Stefan Scholz die Allgemeinverfügung zum Verbot der Wasserentnahme aus oberirdischen Gewässern auf. Denn diese regelt, dass der Einsatz effizienter Bewässerungstechnik, etwa Systeme mit bodennaher und wasserverlustarmer Ausbringtechnik wie die Tröpfchen-Beregnung, weiterhin möglich sind. Dazu stellte der Geschäftsführer von „HydroAir“ verschiedene Bewässerungstechniken mit Vor- und Nachteilen vor. Denn, so Scholz, eine Bewässerung mit Tropfschlauch ist auch nicht immer die beste Lösung: „Sie ist nicht für jede Kultur geeignet, hat auch eine begrenzte Verlegelänge.“ Damit wurde deutlich: Die eine perfekte Lösung gibt es nicht, sondern die Art der Bewässerung ist stark von Standort, Kultur und wirtschaftlichen Gesichtspunkten, wie dem Personaleinsatz, abhängig.
Landwirtschaft im Klimawandel kostet Geld
Nach einer kurzen Pause, in der sich intensiv über die ersten Vorträge ausgetauscht wurde, vertiefte Christian Warnke das Leitthema der Wasserkonferenz. Der Geschäftsführer der gleichnamigen Agrar-Gesellschaft aus Cobbel stellte Anpassungsstrategien der Landwirtschaft vor, wie sie in seinem Betrieb zum Einsatz kommen. „Wir haben uns die Frage gestellt, wie die Landwirtschaft nicht in den nächsten Jahren, sondern in 20 bis 30 Jahren aussehen kann“, so Warnke, der zunächst seine Schläge auf maximal 15 Hektar verkleinert hat, um alle Feldwege wieder zu beleben. Das „Land für Morgen“, wie er es nennt, sieht Warnke mit Heckenstrukturen, Agroforstsystemen und Streuobstwiesen. Dazu zeigte er verschiedene Modellprojekte und unterstrich: „Bäume pflanzen ist das eine, sie zu pflegen aber ist teuer“, was so viel bedeutet wie: Eine Landwirtschaft im KIimawandel passiert nicht einfach so, sondern kostet Geld.
Nachdem Martin Demant vom Altmarkkreis Salzwedel über die Wasserstandsentwicklung und die Sanierungsarbeiten rund um den Arendsee referierte, stellte Stefan Feder regionale Projekte zum Wasserrückhalt im Landkreis Stendal vor. Dabei ging es dem Leiter des Stendaler Umweltamtes vor allem um Stauanlagen der Unterhaltungsverbände. Er zeigte die Fortschritte im Vergleich zu 2023, als er bei der Wasserkonferenz letztmalig darüber sprach. Feder stellte auch in Aussicht, dass der Landkreis Stendal voraussichtlich im Herbst 2025 eine Stauanlage in der Secantsgrabenniederung bei Berkau erneuern wird.
Im Anschluss an die Vorträge bot sich den Teilnehmern die Gelegenheit zum Austausch. Abschließend stellte Patrick Puhlmann bereits den Termin für die dritte Wasserkonferenz der beiden altmärkischen Landkreise vor: Am Mittwoch, 23. September 2026, stehen dann andere Themen im Mittelpunkt. „Angedacht ist der Schwerpunkt Gewässerzustände“, blickte Puhlmann voraus und lud dazu ein, wiederzukommen. Dann steht möglicherweise auch die Vorstellung der Novellierung des Wassergesetzes in Sachsen-Anhalt auf der Agenda. Sie soll nächste Woche Thema im Landtag sein.


