Von Gleichberechtigung und Lattenrosten
Patrick Puhlmann erhält auf seiner Sommertour Einblick in die Werkstätten der Lebenshilfe Osterburg.
„Gleichberechtigt in die Zukunft“, lautet das Leitbild der Lebenshilfe Osterburg, die seit mehreren Dekaden Angebote und Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung schafft. Mit ihren verschiedenen Bereichen zählt sie zu einem der größeren Arbeitgeber in der Hansestadt. Die anerkannte Werkstatt für Menschen mit Behinderung hat Patrick Puhlmann im Rahmen seiner diesjährigen Sommertour besucht. Begleitet von Osterburgs Einheitsgemeinde-Bürgermeister Nico Schulz ging es im Austausch mit verschiedenen Akteuren der Lebenshilfe über deren Entwicklung, die Vernetzung in der Region sowie Chancen und Schwierigkeiten mit dem Bundesteilhabegesetz.
„Die Behinderten fühlen sich wohl hier“, sagte Doraliese Möhlmann. Das Vorstandsmitglied des eingetragenen Vereins, welcher zu 100 Prozent die gemeinnützige Gesellschaft hält, begrüßte die Gäste aus der Kommunalpolitik gemeinsam mit Geschäftsführerin Sarah Maaß sowie dem Werkstattrat. Dabei ging Möhlmann auch auf die Gründung der Lebenshilfe ein und erläuterte, wie diese über die Jahre gewachsen ist. Besonders betonte Möhlmann, dass die Menschen mit Behinderung heute in der Hansestadt anerkannt seien, was gerade zu Beginn nicht der Fall war und das Ganze eher belächelt wurde.
Maaß berichtete von einer engen Zusammenarbeit mit den Betrieben in der Region. In zahlreichen Unternehmen finden Menschen mit Behinderung aus der Lebenshilfe einen Arbeitsplatz. Dabei handelt es sich nicht nur um große Industrie, sondern auch Geschäfte des täglichen Bedarfs, in denen die Menschen ihren Platz inmitten der Gesellschaft haben. „Wir tasten uns immer weiter voran, probieren uns aus“, sagte Maaß. „Das finde ich großartig“, so der Landrat. „Jede Arbeitskraft, ob mit Behinderung oder ohne, kann eine Bereicherung für Unternehmen sein. Besonders erwähnenswert finde ich aber, dass die Menschen mit Behinderung diese Außenarbeitsplätze überhaupt annehmen.“
Produktionsleiter Andre Wenisch nahm Puhlmann und Schulz dann mit auf einen Rundgang durch die Werkstätten in der Düsedauer Straße. Dabei erzählte der Landrat, dass ihm derartige Einrichtungen aus früheren Tätigkeiten durchaus bekannt seien: „Es ist wichtig, dass es diese Werkstätten für Menschen mit Behinderung gibt. Hier können sie sich ausprobieren und so auch einen tollen Arbeitsplatz finden.“ Zu sehen bekamen die Gäste etwa die Produktion von Lattenrosten oder Dekoartikeln. Laut Wenisch werden beispielsweise 200 Lattenroste pro Tag in Osterburg gefertigt. „Das bedeutet, dass pro Tag 200 Personen mehr in Deutschland und Europa auf einem Produkt schlafen können, das von den fähigen Händen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lebenshilfe Osterburg gebaut worden ist. Das ist etwas, bei dem man gut sichtbare Ergebnisse vor sich hat, auf die man sehr stolz sein kann“, erklärte der Landrat. Daneben werden am Standort aber auch Feuerwehr- und Bauhelme gefertigt und gehen dann aus der Hansestadt in die ganze Welt.
„Wir machen unsere Arbeit mit Herz“, berichtete der Werkstattrat im Gespräch mit Puhlmann und Schulz. Das konnten beide auf ihrem Rundgang auch beobachten. Es gab auch keine Berührungsängste. „Das hat uns besonders gefreut, da die Menschen sonst häufig zurückhaltend sind, wenn sie Menschen mit Behinderung treffen“, so Monika Sube, Vorsitzende des Werkstattrates, weiter. Sarah Maaß erklärte dem Landrat, dass es neben diesen Einrichtungen und den Außenarbeitsplätzen auch Menschen gibt, die in der Garten- und Landschaftspflege-Arbeitsgruppe tätig sind. „Die Nachfrage dazu steigt“, so die Geschäftsführerin.
Im Austausch ging es auch über Zukunftspläne der Lebenshilfe und das Bundesteilhabegesetz. „Wir haben hier über Chancen gesprochen. Dabei kamen natürlich auch Herausforderungen zur Sprache, die Einrichtungen und Behörden gleichermaßen zu bewerkstelligen haben“, erklärte Patrick Puhlmann. Dieser sprach den Verantwortlichen der Lebenshilfe Osterburg am Ende seine Anerkennung aus: „Hut ab, dass Sie das alles so aufrechterhalten und immer neue Möglichkeiten suchen, den Menschen mit Behinderung etwas zu bieten, was der Gleichberechtigung ein Stück näherkommt.“