Vom Gesellen zum Betriebsinhaber
Zum Abschluss seiner Sommertour erfährt Patrick Puhlmann beim Dachdeckermeisterbetrieb Schramm von einer gelungenen Existenzgründung.
Ein Paradebeispiel dafür, dass Existenzgründung auch heutzutage noch gut funktionieren kann, ist Stefan Gräf. Der 32-Jährige ist gelernter Dachdecker und war im Jahr 2014 zur richtigen Zeit am richtigen Ort, als er Egbert Schramm kennenlernte, in dessen Betrieb anheuerte. Noch heute sind beide augenscheinlich eng miteinander verbunden, obwohl Gräf formell ganz von vorn angefangen hat. Was dahinter steckt hat Patrick Puhlmann zum Abschluss seiner Sommertour erfahren.
In Schönhausen, wo einst Dachdeckermeister Egbert Schramm ansässig war, sieht vieles noch genau danach aus. Am Briefkasten steht nun allerdings „Schramm Dachdeckermeisterbetrieb“ mit Inhaber Stefan Gräf. Dieser hat im Jahr 2023 indirekt, nach neun gemeinsamen Jahren als Geselle und Vorarbeiter im Betrieb, die Nachfolge angetreten. Denn Schramm wollte sich in den Ruhestand verabschieden. „Er hat mich vor einigen Jahren gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte“, erzählte Gräf seinen Gästen, zu denen auch Ulf Wabbel von der Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land zählte. „Ich hatte Interesse, wollte allerdings zuvor meinen Meister machen.“
Gesagt, getan: Von 2021 bis 2022 hat Gräf die Meisterschule besucht, wollte in der Folge den nächsten Schritt gehen, als Schramm plötzlich ausfiel. „Ich war Freitag noch auf dem Dach und saß am Montag im Büro“, erinnerte sich Gräf. Zunächst hatte er in Abwesenheit von Egbert Schramm den Betrieb am Laufen gehalten. Formell hat er dann das Grundstück im Gewerbegebiet erworben, eine eigene Firma gegründet und arbeitet heute mit einem Team aus fünf Mitarbeitern unter neuem Namen, der an Altes erinnert, weiter.
„So eine Übernahme muss man sich trauen und dann auch wollen, erst recht, wenn man so ins kalte Wasser geschmissen wird“, sagte Puhlmann anerkennend. Denn klar war auch: Die Anfangszeit war nicht einfach, Gräf musste sich freischwimmen. Der Vorteil dabei: er hatte viele Kontakte zu anderen Firmen. Die Auftragslage war und ist nach Aussage des Geschäftsführers aber ordentlich und die Mannschaft hat gut mitgezogen. „Wir merken derzeit, dass im Neubausektor wenig passiert, weshalb andere Dachdecker wieder mehr in den Bereich Sanierung gehen“, so Gräf, der dort im Kern tätig ist. „Wir erfüllen alle Wünsche unserer Kunden rund ums Dach“, erklärte der Geschäftsführer und verwies darauf, sich entsprechende Unterstützung von Zimmerleuten und Gerüstbauern zu holen.
Doch auch für das eigene Team sucht er weitere Hände. „Derzeit haben wir einen Auszubildenden, der nun ins dritte Lehrjahr geht und ich kann mir gut vorstellen, noch einen jungen Menschen auszubilden“, so Gräf, der mit Blick auf die Altersstruktur seines Betriebes zeitnah mit einem altersbedingten Ausscheiden rechnen muss. Genau dafür präsentierte der Landrat dem Dachdeckermeister das passende Angebot: „Auf unseren Ausbildungsbörsen können sich Unternehmen den Schülern aus der Region vorzustellen. Die nächste findet im Herbst in Tangermünde statt.“ Ein Hinweis, den Gräf, der in der Region einen sehr guten Ruf genießt, gern annehmen will. Ihm liegt die Ausbildung junger Menschen sehr am Herzen, da seine eigene Lehrzeit auch noch nicht besonders lange her ist.