Stadtteilbegehung macht Barrieren in Stendal-Stadtsee sichtbar

Format soll zukünftig auch in anderen Stadtteilen fortgesetzt werden.

Die Stadtteilbegehung der Interessengruppe „Barrierefreies Stendal“ am Samstag in Stendal-Stadtsee hat auf Herausforderungen aufmerksam gemacht, denen Menschen mit Behinderung, ältere Menschen oder Eltern mit Kinderwagen im Alltag begegnen. Unterstützung gab es durch das Örtliche Teilhabemanagement des Landkreises Stendal und Stadtteilmanagerin Ulrike Geringer. Zu den rund 20 Gästen zählten neben Stendals Oberbürgermeister Bastian Sieler auch Vertreter des Inklusionsbeirates, des Kompetenzzentrums Inklusive Bildung, des Blinden- und Sehbehindertenverbands sowie des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs.

„Die Stadtteilbegehung zeigte einmal mehr, wie wichtig es ist, bestehende Barrieren sichtbar zu machen und aktiv an einer inklusiven Stadtgestaltung zu arbeiten“, erklärte Johanna Michelis. Zusammen mit allen Beteiligten hofft die Örtliche Teilhabemanagerin, dass die erarbeiteten Erkenntnisse in künftige Planungen einfließen und konkrete Verbesserungen zeitnah umgesetzt werden.

In zwei Gruppen wurden unterschiedliche Routen im Stadtteil untersucht. Besonders positiv aufgefallen ist die vor einigen Jahren durchgeführte Umgestaltung der Ladenzeile. Im Roland-Ärztehaus wurden jedoch fehlende Boden- und Treppenmarkierungen sowie unzureichende Orientierungshilfen in den Aufzügen festgestellt. Zwischen der Schillerstraße und dem Bahnhof blockieren Bäume die Straßenlaternen und Dornensträucher ragen auf den Gehweg. Für Menschen mit Sehbehinderung kann daraus schnell eine Verletzungsgefahr entstehen. Am Bahnhof „Stendal-Stadtsee“ fehlten Aufzüge und Leitstreifen. Im Altmark-Forum gibt es weder Fahrstühle mit Brailleschrift noch rollstuhlgerechte Bereiche an den Kassen, wie bei der Begehung festgestellt wurde.

An der Kreuzung Dr.-Kurt-Schumacher-Straße sind die akustischen Signale an den Ampeln zu leise und es fehlen Haltelinien für Radfahrer. Werner Hartig vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club wies in diesem Zusammenhang auf potenzielle Gefahrenstellen für Menschen mit Beeinträchtigungen hin: Fehlende Haltelinien an Ampeln könnten Radfahrer dazu verleiten, nicht zu stoppen – obwohl die Ampeln für alle Verkehrsteilnehmer gelten. „Oft liegt dies an Unwissenheit, nicht an bösem Willen“, so Hartig. Markierungen seien daher essenziell, um die Verkehrsregeln für alle klarer zu machen.

Im gemeinsamen Austausch im Anschluss an die Begehung wurden konkrete Verbesserungsvorschläge erarbeitet, um langfristig eine barrierefreie Gestaltung des Stadtteils zu fördern. Das Format soll zukünftig auch in anderen Stadtteilen fortgesetzt werden.

Hintergrund
Die Interessengruppe „Barrierefreies Stendal“ wurde im Jahr 2019 gegründet und setzt sich aus Stendaler Bürgerinnen und Bürgern mit und ohne Behinderung zusammen. Zu den Mitgliedern gehören unter anderem Vertreterinnen und Vertreter des Blinden- und Sehbehindertenverbandes, der Ergänzenden Unabhängigen Teilhabeberatung, des Kompetenzzentrums Inklusive Bildung sowie des Örtlichen Teilhabemanagements. Gemeinsam engagiert sich die Gruppe für Inklusion, Barrierefreiheit und Teilhabe in Stendal. Etwa alle zwei Monate findet ein Treffen zum Austausch statt. Zudem ist die Gruppe aktiv in der Öffentlichkeitsarbeit wirksam.