Puhlmann zeigt Verständnis und Interesse

Landrat in Dahlen beim Fachgespräch mit Landwirten zu Wasserablauf und -rückhalt.

„Jedem Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann“, besagt ein Sprichwort. Bei der Hochwassersituation um den Jahreswechsel hat dies im Landkreis Stendal an mehreren Stellen zugetroffen. Etwa erreichten Patrick Puhlmann Anrufe zur Flutung der Tangerniederung, welche nach Ansicht einiger Landwirte nicht nötig gewesen wäre. Das wollte der Landrat genauer wissen und hat kürzlich einen betroffenen Betrieb in Dahlen und deren Betriebsleiter Henning Stapelbroek besucht. Gemeinsam mit Jan-Lasse Nolte, Betriebsleiter der Agrargenossenschaft Roland Buch sowie weiteren Landwirten ging es um Entscheidungswege sowie Wasserablauf und -rückhalt – vor allem mit Blick auf das Potenzial durch alternativer Bewirtschaftungsverfahren.

Die anwesenden Landwirte brachten ihre Überzeugung zum Ausdruck, dass das Ausmaß des jüngsten Hochwassers hätte eingedämmt werden können. „Durch die Art der Bewirtschaftung hat die Landwirtschaft großen Einfluss auf die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens“, erklärten Stapelbroek und Nolte. Die Böden seien schnell gesättigt, so dass das Wasser direkt in die kleinen und mittleren Flüsse fließt. Dies führe dann zu Überschwemmungen. „Ein Boden der viel Wasser aufnehmen kann wirkt als Puffer gegen Überschwemmungen“, so Stapelbroek weiter.

Auch beim Wasserrückhalt für Trockenphasen könne die Art der Bodenbearbeitung einen Unterschied machen, erklärten die Landwirte Landrat Puhlmann. „Staue und andere Maßnahmen in den Gräben und Flüssen sind gute Maßnahmen. Die größte Wirkung des Wasserrückhalts wird aber erzielt, wenn der Regentropfen dort gespeichert wird, wo er auf den Boden trifft. Das so gespeicherte Wasser verringert Überschwemmungen und steht für Trockenphasen zur Verfügung“, so Nolte. Beide Betriebsleiter sehen darin großes Potenzial zur Anpassung an den Klimawandel für unsere landwirtschaftlich geprägte Landschaft. Sie sind von einer Direktsaat überzeugt, was die Bodenschichten mittels Bearbeitung nicht zerstört. Sie verwiesen dabei auf die altmärkischen Mischwaldböden, welche über einen natürlicheren Bodenaufbau verfügen als bearbeitete Ackerflächen. Sie sind von einer Mulchschicht sowohl gegen Sonneneinstrahlung und damit Überhitzung, als auch gegen Verkrustung durch Starkniederschläge geschützt. „Der Waldboden wird in Ruhe gelassen und so können sich Pilze und Mikroorganismen ungestört entwickeln. Diese lockern den Boden auf und speichern Nährstoffe. So kann der Boden viel mehr Wasser speichern“, erklärt Jan-Lasse Nolte. Auch bei der Direktsaat ist die Schaffung und der Erhalt der Mulchschicht von zentraler Bedeutung. Obwohl der Anteil an Landwirten, die in der Altmark Direktsaat betreiben, noch recht gering sei, soll dieser nach Aussage von Stapelbroek höher sein als im Bundesdurchschnitt.

Wie fruchtbare Böden aussehen und was eine Tierhaltung dazu beitragen kann, davon hat sich Patrick Puhlmann schließlich noch selbst ein Bild gemacht. Stapelbroek bewirtschaftet derzeit mit Rindvieh Ackerflächen, lässt dabei aber nur den Aufwuchs abfressen und öffnet jeden Tag eine frische Futterfläche. „Der Rest der Pflanzen dient zur Schaffung einer Mulchschicht, welche durch die Tiere an die Erde niedergetrampelt wird. Die Mulchschicht hält, wie im Wald, den Boden kühl. Da mehr Blattfläche erhalten bleibt, findet der Wiederaustrieb der neuen Blätter schneller statt“, so Henning Stapelbroek. Der Landrat möchte dieses Gespräch als Basis dafür nehmen, in einer der nächsten Wasserkonferenzen über alternative Bewirtschaftungsverfahren zu sprechen.

Ausgangspunkt für den Austausch war die Hochwassersituation im Winter. Nach Ansicht der Landwirte wäre die Flutung der Tangerniederung nicht nötig gewesen, da angesichts der Pegelstände der Elbe keine Gefahr für Mensch und Tier bestand. Dennoch sei das Wehr geöffnet worden, was nun wirtschaftliche Folgen für betroffene Landwirte nach sich zieht. Etwa 1.000 Euro pro Hektar sei an Schaden entstanden. Puhlmann brachte Verständnis für die Situation auf, verwies aber dennoch auf die Verhältnismäßigkeit. „Es ist Überschwemmungsgebiet, da kann es schon einmal zu Einbußen kommen, die – so unschön sie auch sind – einkalkuliert sein müssen“, so der Landrat. Nach Ansicht der Landwirte ist die Wiederherstellung des kleinen Wasserkreislaufs hier vor Ort die wichtigste Maßnahme, um sich dem verändernden Klima entgegenzustellen, denn das von den Pflanzen verdunstete Wasser hat einen Kühleffekt auf die Landschaft.