Mehr Teilhabe für alle

Theater der Altmark setzt wichtiges Zeichen für mehr Inklusion.

Wie barrierefrei ist ein Theaterbesuch wirklich? Dieser Frage widmete sich kürzlich ein durch das Örtliche Teilhabemanagement im Landkreis Stendal organisierter Workshop zur Barrierefreiheit am Theater der Altmark (TdA) in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Inklusive Bildung Sachsen-Anhalt, dem Stendaler Sanitätshaus AtO und Mitgliedern des Inklusionsbeirates des Landkreises Stendal wie dem Autismus Verband Altmark. TdA-Mitarbeiter aus den Bereichen Garderobe, Einlass, Theaterkasse, Verwaltung, Intendanz und Dramaturgie entwickelten in diesem Workshop ein tieferes Verständnis für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen.

Der Nachmittag begann mit einem informativen Vortrag des Kompetenzzentrums Inklusive Bildung. Dabei wurden rechtliche Grundlagen vermittelt, unterschiedliche Behinderungsarten thematisiert und durch Brillen, die Augenerkrankungen simulieren oder Kopfhörer erfahrbar gemacht. Ein Rollstuhlparcours organisiert durch das Sanitätshaus und durch Begleitung zweier Rollstuhlfahrer ermöglichte es den Teilnehmern, selbst die Herausforderungen zu erleben, mit denen mobilitätseingeschränkte Menschen tagtäglich konfrontiert sind. Eine gemeinsame Begehung der Theatergebäude rundete das Programm ab.

Ein zentrales Anliegen des Workshops war es, Hindernisse für einen barrierefreien Theaterbesuch sichtbar zu machen. Neben baulichen Barrieren wie schmalen Türen oder fehlenden Orientierungshilfen wurden auch akustische, digitale, soziale und kommunikative Hürden thematisiert. Besonderes Augenmerk galt dabei den Bedürfnissen von Menschen mit Angststörungen, Epilepsie, Hörbehinderungen, Blindheit oder Autismus.

Die Ergebnisse der Begehung zeigten konkrete Verbesserungsmöglichkeiten auf: So soll die Schwelle an der Rampe am Haupteingang abgebaut und die Stufen zur besseren Sichtbarkeit farblich markiert werden. Zudem fehlt derzeit ein Leitsystem für Menschen mit Sehbehinderungen. Im Großen Haus wird die Erweiterung der Rollstuhlplätze über ein zustellbares oder rausfahrbares Podest geprüft. Auch die Bar soll künftig barrierefreier gestaltet werden, etwa durch einen Tisch ohne Stühle für Rollstuhlfahrende.

Das Theater plant aber auch bereits konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Barrierefreiheit: Gemeinsam mit dem Allgemeinen Behindertenverband und dem Örtlichen Teilhabemanagement wird dank einer Förderung der Aktion Mensch eine Hörverstärkungsanlage eingerichtet. Darüber hinaus ist in Zusammenarbeit mit Menschen mit Sehbehinderungen die Implementierung von Audiodeskriptionen vorgesehen.

Derzeit sind 98 Prozent des Theaters für mobilitätseingeschränkte Menschen barrierefrei. Im Großen Haus gibt es fünf Rollstuhlplätze, deren Nutzung aus brandschutzrechtlichen Gründen jedoch vorher angemeldet werden muss. Auch auf besondere Bedürfnisse von Theaterbesuchenden mit Sehbehinderungen, Angststörungen oder Autismus wird Rücksicht genommen – sei es durch Begleitung und Unterstützung des Theaterpersonals, das Öffnen von Türen, spezielle Sitzplätze am Rand oder auf dem Balkon.

Zum Abschluss des Workshops dankte TdA-Intendantin Dorotty Szalma allen Beteiligten für ihr Engagement und betonte, dass die Mitarbeitenden des Theaters für alle Besucherinnen und Besucher da sind und jederzeit unterstützen. Besucherinnen und Besucher sind ausdrücklich eingeladen, Barrieren anzusprechen, damit individuelle Lösungen gefunden werden können.

Mit den im Workshop gewonnenen Erkenntnissen setzt das Theater der Altmark ein wichtiges Zeichen für mehr Inklusion und zeigt, dass kulturelle Teilhabe für alle Menschen selbstverständlich sein sollte.