Lühe: „Inklusion beginnt im Kopf“

Großer Zuspruch bei der 2. Teilhabekonferenz im Landkreis Stendal.

Anlässlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen hat das Örtliche Teilhabemanagement des Landkreises Stendal am 5. Mai rund 90 Gäste im Landratsamt Stendal empfangen. Im Mittelpunkt der 2. Teilhabekonferenz stand das Thema „Selbstbestimmung und Partizipation von Menschen mit Behinderung“. Durch den Einsatz von zwei Gebärdensprachdolmetscherinnen wurde die Konferenz auch Menschen mit Gehörbeeinträchtigung uneingeschränkt zugänglich.

„Es gibt eine Menge Menschen, die sich mit Inklusion beschäftigen. Wir merken: es tut sich was und so gibt es immer Fortschritte“, sagte Patrick Puhlmann, nachdem der „Inklusive Chor“ die Konferenz mit dem Lied „Wir sind die Ander’n“ musikalisch eröffnet hatte. „Was wir aber auch erleben und einige von Ihnen wissen das: Inklusion und der Weg zu Inklusion hält eine ganze Reihe an Herausforderungen bereit, nicht zuerst und nicht zuletzt geht es dabei um Geld. Da sind wir leider gefangen in Ansprüchen, die etwa im Bundesteilhabegesetz formuliert und völlig richtig sind, zu denen die vorhandenen Mittel aber im Gegensatz stehen. Das erzeugt Frust. Nichtsdestotrotz wollen wir aber schauen, was trotzdem geht und wo wir Hürden überwinden können“, so der Landrat weiter.

„Inklusion beginnt im Kopf“, sagte Reiko Lühe in seiner Eröffnungsrede, „und sie gelingt nur, wenn wir gemeinsam daran arbeiten, Barrieren in unseren Köpfen, unseren Strukturen und in unserem Alltag abzubauen“, so der Vorsitzende des Inklusionsbeirates

Der inhaltliche Höhepunkt war der Impulsvortrag von Dr. Christian Walbrach. Der Landesbehindertenbeauftragte des Landes Sachsen-Anhalt veranschaulichte die Begriffe Selbstbestimmung und Partizipation praxisnah und untermauerte sie mit eindrucksvollen Beispielen aus dem Alltag von Menschen mit Behinderungen. So verwies er auf das inklusive Schachturnier in Sachsen-Anhalt oder auf einen jungen Mann, der trotz einer Behinderung endlich seinen Fischereischein ablegen konnte.

Im anschließenden Podiumsgespräch berichtete Gabor Schneider, bekannt als „Mr. Wheelchair“, gemeinsam mit Karina Gyhra vom Autismus Verband Altmark aus seinem Alltag und zeigte eindrucksvoll, wie ein selbstbestimmtes Leben auch nach einem Unfall möglich ist.

In der Pause bot der „Markt der Möglichkeiten“ Gelegenheit zum Austausch: Bei Kaffee und Kuchen präsentierten verschiedene Institutionen ihre Angebote und informierten über Unterstützungs- und Teilhabemöglichkeiten. Zudem hatten alle Teilnehmer die Möglichkeit, sich aktiv an der Weiterentwicklung des zweiten Aktionsplans für die Belange von Menschen mit Behinderungen im Landkreis Stendal zu beteiligen. Mithilfe eines Bewertungssystems konnten sie Maßnahmen priorisieren und Hinweise auf bestehende Teilhabebarrieren geben. Der Aktionsplan zeigt auf, welche Hürden für Menschen mit Behinderungen bestehen und welche Schritte zu deren Abbau notwendig sind. Noch in diesem Jahr wird er durch das Örtliche Teilhabemanagement fortgeschrieben.

Im Anschluss daran folgte eine Workshop-Phase mit vielfältigen Impulsen. Kai Beier, Berater im heilpädagogischen Bereich und Lehrbeauftragter für Inklusion, setzte sich in seinem Workshop mit der Frage auseinander, warum Partizipation über das bloße Mitreden hinausgeht. Partizipation schließt echte Mitgestaltung und Entscheidungsbefugnis ein und stärkt Menschen in ihrer Selbstbestimmung – sie bedeutet Machtbeteiligung, nicht nur Anhörung. Weitere Workshops wurden vom Kompetenzzentrum Inklusive Bildung und der Betreuungsbehörde des Gesundheitsamtes angeboten. Annemarie Kock, die während der Konferenz durch das Programm führte, übernahm ebenfalls einen Workshop.