Inklusion wird parteiübergreifend als wichtig anerkannt

Direktkandidaten zur Bundestagswahl 2025 stellen sich dem Politik-Forum des Inklusionsbeirates.

Etwa 80 Besucher sind am Montag (3. Februar) der Einladung des Inklusionsbeirates des Landkreises Stendal zum diesjährigen Politik-Forum ins Landratsamt nach Stendal gefolgt. Vom Örtlichen Teilhabemanagement organisiert, haben sich die Direktkandidaten des Wahlkreises 66 zur Bundestagswahl am 23. Februar der Diskussion über Inklusion, Teilhabe und Barrierefreiheit gestellt. Moderiert haben die zwei stellvertretenden Inklusionsbeirats-Vorsitzenden Karina Gyhra (Autismus Verband Altmark) und Daniela Waiß (Blinden- und Sehbehindertenverband).

Zentrales Thema der Diskussion mit Nadja Lüttich (Die Linke), Thomas Korell (AfD), Herbert Wollmann (SPD), Miriam Zeller (Bündnis 90/Die Grünen), Thomas Mothes (FDP, als Vertreter für Marcus Faber) und Gerry Weber (CDU) war die mangelnde Barrierefreiheit im öffentlichen Raum. Die Kandidaten waren sich einig, dass in Bereichen wie Haltestellen, Bahnhöfen, Arztpraxen und Verwaltungsgebäuden noch viel zu tun ist. Besonders kritisiert wurden defekte Fahrstühle und fehlende barrierefreie Verkehrsangebote. Vorschläge wie digitale Meldestellen, verstärkte Investitionen und ein festgelegtes Budget für Barrierefreiheit wurden diskutiert.

Auch die Bedeutung der Gebärdensprache und Leichten Sprache wurde thematisiert. Besonders nach dem jüngsten Anschlag in Magdeburg, bei dem es an barrierefreier Berichterstattung für gehörlose Menschen mangelte, wurde gefordert, dass wichtige Informationen für alle zugänglich sein müssen.

Ein weiteres großes Thema war die inklusive Schulbildung. Die Kandidaten waren sich einig, dass es mehr Fachkräfte, Schulbegleiter und barrierefreie Lernbedingungen braucht. Während einige Kandidaten für die Öffnung von Förderschulen plädierten, sahen andere die Notwendigkeit eines einheitlichen Berufsbildes für Schulbegleiter. Auch das Thema Mobbing an Schulen wurde angesprochen – hier wurde betont, dass sowohl Lehrkräfte als auch Eltern stärker einbezogen werden müssen.

Zum Abschluss wurde die Frage gestellt, wie die Kandidaten auch nach der Wahl mit dem Thema Inklusion verbunden bleiben möchten. Die meisten betonten, dass sie den Austausch mit dem Inklusionsbeirat und weiteren Netzwerken fortsetzen wollen. Das Politik-Forum zeigte so in Summe, dass das Thema Inklusion parteiübergreifend als wichtig anerkannt wird, es jedoch in der Umsetzung noch viele Herausforderungen gibt. Die Teilnehmer und das Publikum äußerten den Wunsch, den Dialog regelmäßig fortzuführen.

Hintergrund
Seit etwa 30 Jahren setzt sich der Inklusionsbeirat (ehemals Behindertenbeirat) des Landkreises Stendal als Selbstvertretungsorgan von Menschen mit Behinderung für die Herstellung von Inklusion und Barrierefreiheit auf Kreisebene ein. Der Beirat wirkt dabei als beratendes Gremium für den Kreistag sowie seine Ausschüsse und hat die Aufgabe, die Interessen von Menschen mit Behinderung im Landkreis Stendal zu vertreten, Empfehlungen auszusprechen und zu Fachfragen Stellung zu beziehen. Ein weiteres wichtiges Anliegen ist sowohl die Sensibilisierung der Öffentlichkeit als auch die Organisation von Veranstaltungen und Aktionen, um auf die Belange von Menschen mit Behinderung aufmerksam zu machen. Die Arbeit des Inklusionsbeirates ist als Querschnittsaufgabe zu verstehen, da es keinen Lebensbereich gibt, in dem Menschen mit Behinderung nicht von Barrieren betroffen sind. Aktuell besteht der Inklusionsbeirat aus dreizehn stimmberechtigten Mitgliedern - berufen durch den Kreistag - und etwa 30 weiteren beratenden Mitgliedern. Seit 2017 unterstützt das Örtliche Teilhabemanagement des Landkreises Stendal den Inklusionsbeirat nicht nur organisatorisch, sondern auch beratend. Mittlerweile konnte eine noch stärkere Vernetzung und Umsetzung der Öffentlichkeitswirksamkeit erreicht werden.