Gäste loben „Offen reden“ als gelungenes Format

Landrat und Oberbürgermeister am runden Tisch mit Migranten im Stadteil Stadtsee.

Um die Teilhabe und das Miteinander in Stendal zu verbessern, beteiligt sich der Landkreis Stendal am Programm „Land.Zuhause.Zukunft“. Der Fokus liegt dabei auf Menschen mit Migrationsgeschichte im Stendaler Stadtviertel Stadtsee, wie Patrick Puhlmann zum Auftakt im März 2023 betonte. Mittlerweile befindet sich das Projekt in Phase zwei, in der der Landrat sowie Stendals Oberbürgermeister Bastian Sieler sowie weitere Vertreter aus dem Netzwerk Integration des Landkreises Stendal am Dienstagabend an runde Tische gebeten haben.

„Offen reden“, lautete das Motto im Heizhaus, wo die zwei Kommunalpolitiker zusammen mit dem Netzwerk und über 60 Gästen ins Gespräch gekommen sind. Dabei ging es um Themen, die sich vorab aus einer Erhebung ergeben hatten. So betreute Elisabeth Seyer, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Stendal, das „Frauenkollektiv“, an den weiteren Tischen ging es um Politik und Verwaltung, Kinder und Kindergarten oder Freizeit und Ehrenamt sowie Arbeit und Wirtschaft. Natürlich war auch Platz für alle weiteren Themen, welche die Migranten angesprochen haben. In diesem Rahmen wurde auch über Chancen und Möglichkeiten der Teilhabe informiert sowie diskutiert. Damit konnte bei den Besuchern das Bewusstsein geschaffen werden, dass sie etwas bewegen können – wenn sie nur wollen.

„Wir wollen Migranten die Möglichkeit geben, ihre Interessen zu vertreten“, sagte Puhlmann. „Dafür ist dies die Plattform“, so der Landrat weiter. Sieler zog ein positives Fazit nach den etwa drei Stunden, die „ergebnisoffen“ verliefen. Denn die Runde soll nur den Anstoß dazu gegeben haben, weiter in Austausch zu bleiben. Dazu erklärten sich auch Puhlmann und der Oberbürgermeister bereit, an künftigen Gesprächen teilzunehmen. Die nächsten sind zu den einzelnen Themen der runden Tische bereits im Oktober geplant, um sie zu vertiefen. Dafür haben alle Beteiligten Hausaufgaben mitgenommen.

Am Ende schafft das Projekt den Migranten nur Hilfe zur Selbsthilfe, wie die Koordinierungsstelle Integration des Landkreises Stendal betonte. Zusammen zeichnete diese mit dem Stadtteilbüro, dem Deutschen Roten Kreuz sowie dem Projekt Stadtseegeschichten, dem Stendaler Migrantenverein sowie der Islamischen Gemeinde Stendal für die Veranstaltung verantwortlich. Besondere Freude darüber, dass der Kontakt und der Austausch zur islamischen Gemeinde wieder enger geworden sind, äußerte auch der Landrat.

Die passenden Schlussworte fand Mohamad Nour, der „Offen reden“ als ein gelungenes Format lobte. „Ich bin dankbar für die Möglichkeit, meine Meinung frei äußern zu dürfen. Es ist schön, dass es ein Interesse an den Belangen von uns Migranten hier in Stendal gibt. Damit fühle ich mich willkommen und bin froh, Teil einer Demokratie zu sein.“ Dass seine Worte auch die Meinung der weiteren Gäste wiedergegeben haben, machte der abschließende Applaus deutlich.

Hintergrund
Das Netzwerk Integration verbindet unterschiedliche Einrichtungen, Akteure und Institutionen, die sich für die Belange von Migranten des Landkreises Stendal einsetzen. Ziel des Netzwerkes ist es, Zugewanderten eine Teilhabe am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischem Leben zu ermöglichen. Das geschieht durch die Initiierung einer Vielzahl von Projekten und Maßnahmen. Bei den vom Netzwerk ausgehenden Integrationsprozessen sind nicht nur die Zugewanderten selbst Zielgruppe, sondern auch die etablierte Bevölkerung, die durch eine Willkommenskultur der Offenheit, Toleranz und Neugierde zur Integration beitragen kann.

Das Projekt „Land.Zuhause.Zukunft“ wird von der Robert-Bosch-Stiftung sowie der Universität Hildesheim finanziert und begleitet. In Stendal liegt der Fokus darauf, die Teilhabe von Migranten und Geflüchteten insbesondere im Stadtteil Stadtsee zu fördern. Im Rahmen des Projektes „Land.Zuhause.Zukunft“ wurde in den letzten Monaten eine qualitative Erhebung bei Migranten sowie Geflüchteten in Stadtsee durchgeführt. Erhoben wurde, welche Bedarfe und Interessen im Rahmen der gesellschaftlichen Teilhabe bestehen. Teilhabe wurde dabei prozessoffen als politische, ökonomische, soziale oder kulturelle Mitwirkung gesehen.