Antidiskriminierungsfachtag am 29. Juni 2022

"Diskriminierung findet statt - jeden Tag an verschiedenen Orten mit vielen Gesichtern. Sie als pädagogische Fachkräfte leisten täglich wertvolle Arbeit und wissen, dass auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene Diskriminierung erleben - sei es in der Kita, in der Schule oder im Freizeitbereich. Es wird zu wenig über Diskriminierung gesprochen und so bleiben Betroffene mit ihren Erfahrungen oftmals allein. Diese Erfahrungen prägen im besonderen Maße. Umso wichtiger ist es, dass wir Erwachsenen - insbesondere Sie als Fachkräfte - Kinder und Jugendliche schützen, sie gegen Ausgrenzung stärken und ihre Empathie fördern." - Mit diesen Worten eröffnete Landrat Patrick Puhlmann am 29. Juni 2022 den 2. Regionalen Fachtag "Gemeinsam für Vielfalt und gegen Diskriminierung" zur Antidiskriminierungsarbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Landratsamt Stendal. 
 
73 Teilnehmenden wurde an diesem Tag ein buntes Programm geboten, das vom Moderator und Kabarettist Rainer Schmidt begleitet wurde. Trotz der ernsten Thematik konnte er für den ein oder anderen Lacher sorgen und regte die Anwesenden zum Nachdenken an, indem er von seinen eigenen Erfahrungen als Mensch mit Behinderung sprach. 
 
Nach der Eröffnung, bei der außerdem Annemarie Kock ein eigens komponiertes Lied sang, hielt Prof. Dr. Katrin Reimer-Gordinskaya den Impulsvortrag "Diskriminierung, Empowerment und solidarische Allianzen in der Kinder- und Jugendarbeit. Grundlagen, Beispiele, Perspektiven". Der zweite Impulsvortrag "Rassismuskritische Kinder- und Jugendarbeit: Und...(wie) kann man Rassismus erkennen?" folgte durch Prof. Dr. Sevasti Trubeta.
 
Anschließend konnten die Gäste zwischen fünf Workshops wählen:
  1. Antisemitismus im Schulkontext (OFEK e.V. Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung)
  2. Queere Jugend (LSBTIAQ*) auf dem Land - Warum und wie geht das? (Jugendnetzwerk Lambda Mitteldeutschland)
  3. Diskriminierung in der Kita entgegenwirken. Grundlagen, Anwendungsbeispiele und Handlungsstrategien (Kompetenzzentrum Frühe Bildung der HS MD-SDL)
  4. Eintauchen in die Dunkelheit (Selbstständige Trainerin für zivile, gewaltfreie Konfliktbearbeitung und transkulturelles Lernen)
  5. So etwas gibt’s hier nicht – Diskriminierungsgeschehen im Landkreis Stendal (Netzwerk RESPEKT. Für Teilhabe und Diskriminierung)

Bei der darauffolgenden Mittagspause wurde sich über das Erlernte und Erlebte ausgetauscht und es kam die Möglichkeit zur Vernetzung. Gemeinsam reden und regionale Beratungsangebote und Anlaufstellen kennenlernen war das Ziel des anschließenden Speed-Datings. An verschiedenen Ständen präsentierten sich folgende Akteure:

  1. MissMut e. V.
  2. Antidiskriminierungsstelle des Landes Sachsen-Anhalt
  3. Kompetenzzentrum geschlechtergerechte Kinder und Jugendhilfe Sachsen Anhalt e.V.
  4. Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen-Anhalt
  5. ENTKNOTEN - Beratungsstelle gegen Alltagsrassismus und Diskriminierung
  6. Theater der Altmark
  7. KinderStärken e. V.
  8. Netzwerk RESPEKT. Für Teilhabe und gegen Diskriminierung
  9. Projekt MOSAIK - Bildungs- und Beratungsstelle für Demokratie, Recht und Freiheit

Abschließend fasste Rainer Schmidt den Fachtag in einem Abschlusskabarett zusammen und appellierte an die Offenheit und Toleranz der Anwesenden: Es muss miteinander gesprochen werden, damit Diskriminierungen sichtbar werden und Vorurteile abgebaut werden können.

Die Veranstaltung wurde von zwei Gebärdensprachdolmetscherinnen begleitet. Die Räumlichkeiten waren barrierefrei zugänglich.

Organisiert wurde die Veranstaltung von der Regionalen Netzwerkstelle für den Schulerfolg im Landkreis Stendal, Netzwerk „RESPEKT. Für Teilhabe und gegen Diskriminierung“ und dem Örtlichen Teilhabemanagement im Landkreis Stendal.

Die Organisatorinnen bedanken sich bei den Studierenden der Hochschule Magdeburg-Stendal und den Auszubildenden des Landkreises Stendal, die bei der Durchführung des Fachtages unterstützt haben!

 


Hintergrund:

Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene machen immer wieder Erfahrungen mit Diskriminierung - sowohl in der Kita, in der Schule als auch im Freizeitbereich. Oft fehlt es Fachkräften noch an Handlungssicherheit im Umgang mit Diskriminierungserfahrungen: Wie erkenne ich Diskriminierung überhaupt? Wie kann ich präventiv dagegen vorgehen? Wie schaffe ich Räume, in denen sich alle Kinder wertgeschätzt und willkommen fühlen? Mit wem kann ich zum Thema Sensibilisierung und Prävention zusammenarbeiten? Was mache ich eigentlich, wenn ich einen ganz konkreten Fall von Diskriminierung in meiner Einrichtung habe?
 
Mit diesen Fragen sollen Fachkräfte im Landkreis Stendal nicht alleine bleiben. Es gibt verschiedene Angebote im Bereich Diskriminierungsprävention und Intervention, die sich mit der eigenen Praxis verbinden lassen. Zentraler Bestandteil des Fachtages war daher das Kennenlernen bestehender Präventions- und Interventionsangebote rund um das Thema Diskriminierung und die Wissensvertiefung.