2. Fachinformationsveranstaltung für Muskelerkrankungen am 07. September 2019

Autorin: Birgit Timmer

 

Ordinarius aus Halle zieht Publikum in seinen Bann

Interessierte aus ganz Sachsen-Anhalt und anderen Bundesländern kamen am Sonnabend nach Stendal, um sich über den aktuellen Stand der Diagnostik und Therapie der seltenen Muskelerkrankungen zu informieren

Die von der Selbsthilfegruppe „Muskel-Treff-Altmark“ in Kooperation mit dem Landkreis Stendal organisierte zweite Fachinformationsveranstaltung für Muskelerkrankungen war ein Forum für jedermann. Die Teilnahme stand sowohl den Betroffenen und ihren Angehörigen als auch den interessierten Ärzten und Therapeuten frei. Das offene Format der Veranstaltung bot neben den Vorträgen die Gelegenheit, mit den Experten auf dem Gebiet der Muskelerkrankungen ins Gespräch zu kommen. Das Interesse bei den Betroffenen und ihren Angehörigen war sehr groß. Das vielfältige Programm zog nahezu 50 Teilnehmer an, die auch aus Halle, Bad Suderode, Magdeburg, Schönebeck, Potsdam und Frankfurt/Main nach Stendal kamen. Birgit Timmer, Leiterin der Selbsthilfegruppe, sagte: „Gerne wären auch Interessierte aus Greifswald und Schwedt gekommen, doch leider fanden sie keine barrierefreien Unterkünfte in Stendal und Umgebung. Hier besteht ein großer Nachholbedarf in der Altmark.“ Birgit Timmer bedauerte auch, dass dieses einzigartige Angebot trotz der Anerkennung als Fortbildungsveranstaltung durch die Landesärztekammer kaum von den Ärzten der Region genutzt wurde. Schließlich bedürfen die meisten Muskelerkrankungen einer interdisziplinären Zusammenarbeit von klinischen und niedergelassenen Ärzten.    

Prof. Dr. Stephan Zierz, Direktor der Universitätsklinik für Neurologie in Halle ist der einzige Lehrstuhlinhaber in Deutschland, der seinen Schwerpunkt auf neuromuskuläre Erkrankungen ausgerichtet hat. Er führte die Zuhörer durch seine anschauliche und für jedermann verständliche Vortragsweise in seinen Bann. Anhand von Bildern und Videos erklärte er die Klassifizierung von Muskelerkrankungen sowie die diagnostischen Schritte von der klinischen Untersuchung über die Elektrophysiologie und Muskelbiopsie bis zur molekulargenetischen Untersuchung. „Einige Muskelerkrankungen zeigen sich bereits klinisch eindeutig, bei anderen Muskelerkrankungen müssen alle Möglichkeiten der Diagnostik ausgeschöpft werden, um sie zu erkennen oder von anderen Erkrankungen abzugrenzen.“ so Prof. Zierz.  Dem Vortrag folgte eine rege und lange Fragerunde, für die das Programm flexibel umgestellt wurde.

Spezieller fiel der Vortrag von Prof. Stefanie Schreiber, Oberärztin an der Universitätsklinik für Neurologie Magdeburg, aus. Sie zeigte, wie Bildgebung und Biomarker bei der Diagnosestellung der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) helfen und zum Teil prognostische Aussagen zulassen. ALS ist eine unheilbare Erkrankung des zentralen Nervensystems, die meist rasch fortschreitet und u. a. zu Lähmungen und Problemen beim Sprechen, Schlucken und Atmen führt.

Am Nachmittag gaben Gerriet Schröder, AOK Sachsen-Anhalt, und Holger Bluhm, Strehlow GmbH, Einblicke in die Herausforderungen und Aspekte der Heil- und Hilfsmittelversorgung bei neuromuskulären Erkrankungen, die mit einer kleinen Hilfsmittelausstellung begleitet wurde.

Birgit Timmer: „Ich möchte mich noch einmal für die Unterstützung der Veranstaltung durch den Landkreis Stendal, insbesondere die Worte der Begrüßung durch den Landrat, Carsten Wulfänger, und das Engagement der Behindertenbeauftragten, Birgit Hartmann sowie den beiden Teilhabemanagerinnen Johanna Michelis und Claudia Bolde bedanken. Ebenso danke ich für die finanzielle Unterstützung der Veranstaltung durch die Volksstimme-Aktion ‚Leser helfen‘.“