Puhlmann packt mit an

Jeden Tag werden in Deutschland viele, gut erhaltene Lebensmittel entsorgt. Das Sozialtherapeutische Zentrum Gut Priemern hat es sich deshalb als Träger der Stendaler Tafel zur Aufgabe gemacht, sozial und wirtschaftlich benachteiligten Menschen zu helfen. Landrat Patrick Puhlmann hat sich von dieser – zumeist ehrenamtlichen – Arbeit der Tafel kürzlich selbst ein Bild gemacht und dabei kräftig mit angepackt.

Mehrmals pro Woche, wenn viele Familien sich auf den Schul- oder Arbeitstag vorbereiten oder samstags noch gemeinsam frühstücken, sind die Ehrenamtler der Stendaler Tafel bereits aktiv. Bereits um 7.30 Uhr starten die Fahrzeuge in der Adolph-Menzel-Straße in Stendal, um aus Lebensmittelmärkten der Region Ware, die gespendet werden, einzusammeln. In einem dieser Kleintransporter saß kürzlich auch Puhlmann „Es war toll zu sehen, wie organisiert die Sammlung abläuft. Alle Händler waren vorbereitet, haben gern Waren zur Verfügung gestellt“, freute sich der Landrat, der eine Kiste nach der anderen auf der Ladefläche verstaute. Von Obst und Gemüse über Wurst und Käse bis hin zu Brötchen und Joghurt war alles dabei.

An der Sammelstelle warteten an jenem Samstag bereits etliche Helfer, die Waren aus den Vortagen vorsortiert hatten. Puhlmann und Smike Wegner von der Tafel haben sogleich damit begonnen, die neuen Kisten zu entladen. Alle Handgriffe sind eingespielt, jeder weiß, was er zu tun hat. „Viele Ehrenamtler sind schon lange bei uns“, berichtet Melanie Märtens. Sie leitet die Stendaler Tafel, welche vor 16 Jahren durch Barbara Kohl gegründet wurde. Es ist eine von insgesamt 33 Tafeln im Land Sachsen-Anhalt. „In der jüngeren Vergangenheit haben wir einen erhöhten Bedarf durch die ukrainischen Flüchtlinge zu verzeichnen“, so Märtens weiter. Vor allem treffe dies auf Tangerhütte zu. Denn neben der zwei Ausgaben in Stendal ist die Tafel jeweils alle drei Wochen auch in Osterburg, Tangermünde sowie Tangerhütte für eine Ausgabe zu Gast.

Gegen einen kleinen Obolus von 2 Euro pro Person können die „Kunden“, wie sie bei der Stendaler Tafel genannt werden, Lebensmittel erhalten. Die Kisten dafür sind bereits vorbereitet nach Haushalten bis zu sieben Personen. Sollte der Bedarf noch höher sein, gibt es sogar noch mehr. „Wir bedienen beispielsweise eine Familie mit sieben Kindern“, erzählt Märtens im Gespräch mit dem Landrat.

Mittendrin in der Ausgabe steckte bei seinem Besuch auch Patrick Puhlmann. Auf der einen Seite hat er die Tafel-Ausweise, die zum Empfang von Waren berechtigen, entgegengenommen, auf der anderen Seite dafür dann Kisten mit Lebensmitteln und dieses Mal auch einem Präsent für die Kinder überreicht. „Ich habe großen Respekt vor der Leistung, welche die Ehrenamtler hier Woche für Woche erbringen. Und damit meine ich weniger, die ganzen Kisten zu tragen, sondern vor allem die Arbeit, welche nicht sichtbar ist. Die Vorbereitung ist aufwendig, die Verständigung mit den Kunden nicht immer einfach. Ich bin stolz darauf, dass wir so etwas in Stendal haben und wünsche mir, dass das noch lange so bleibt“, resümierte der Landrat sichtlich erschöpft, als die Ausgabe gegen 12 Uhr geschlossen wurde.

Um das Angebot der Tafel nutzen zu können, ist ein Nachweis der Bedürftigkeit notwendig. Das kann zum Beispiel ein Sozialhilfeausweis sein. Nach Erbringung des Nachweises wird dann der Tafel-Ausweis ausgestellt.