Willhelm Lüdecke

Komponist der Bismarker Tänze und Märsche

Wilhelm Lüdecke wurde am 29. Juli 1868 in der aufstrebenden Kleinstadt Bismark (Altmark) als jüngstes Kind des Holzpantinenmachers Friedrich Wilhelm Lüdecke in bescheidenen Verhältnissen geboren. Die Familie stammte ursprünglich aus Büste, wo der Großvater Landarbeiter war.

Im Hause des Vaters übte ständig eine kleine Musikkapelle. Hier entdeckte der Junge seine Neigung zur Musik. Auch sein Lehrer erkannte die musikalische Begabung des jungen Lüdecke. Nach dem Schulunterricht nahm Wilhelm Lüdecke wöchentlich nur wenige Stunden primitiven Musikunterricht bei dem Lehrer des örtlichen Teilungschores, um seine Kenntnisse zu erweitern. Im Alter von 14 Jahren begann seine musikalische Laufbahn. Der junge Musikant begann ein Selbststudium. Später war Lüdecke, gemeinsam mit Paul Lincke, Angehöriger einer Lehrlingskapelle in Pritzwalk, der damals sogenannten "Stadtpfeife". Lincke und Lüdecke waren gute Freunde. Hier äußerten sie im Scherz, dass sie Komponisten werden wollten und wer es wohl am weitesten bringen werde. Lincke wurde berühmter Operettenkomponist, Lüdecke brachte es auf dem Gebiet der Tanz- und Unterhaltungsmusik zu großen Erfolgen.

Bereits als 16-Jähriger hatte Lüdecke mehrere Märsche und Tänze komponiert und druckreif instrumentiert. Der Verlag Linsdorf in Dessau nahm 1884 zwei Stücke auf und machte sie somit der Öffentlichkeit zugänglich. Von 1884 bis 1894 kamen dann über 100 Marsch- und Tanzkompositionen heraus, die bei allen Musikverlagen im damaligen Deutschland Aufnahme fanden. Mit dem Abschluss der Lehre begann für den jungen Musiker eine bewegte Zeit, mit einer kleinen Kapelle zog er von Ort zu Ort. Mit dem reiferen Alter begann die eigentliche Lebensaufgabe Lüdeckes. Er komponierte unzählige Märsche, Tänze und Weisen, die überall Anklang fanden.

1894 gründete er in Bismark einen eigenen Musikverlag. Er brachte seine Kompositionen in sogenannten Lieferausgaben heraus. Wenige Jahre später zählte er 2000 Musikkapellen als ständige Abonnenten seiner Bismarker Konzert-, Marsch- und Tanzausgaben für Streich- und Blasmusik, ganz zu schweigen von zahlreichen Einzelbeziehungen. Auch Schallplatten mit Lüdeckes Weisen kamen heraus. Film und Rundfunk übernahmen seine Kompositionen. Lüdecke hatte Geschäftsbeziehungen in vielen Ländern Europas.

Wenige Monate nach seinem 70. Geburtstag, im Jahre 1938, verstarb Wilhelm Lüdecke in Bismark. Lüdeckes Kompositionen aber sind unvergänglich geblieben und haben nichts von ihrer Frische und Freudigkeit eingebüßt.