Wiederbelebung der Auenlandschaft um den ‚Kälberwerder‘

Entwicklung an der Unteren Mittelelbe: Projekt „Lebendige Auen für die Elbe“

Eine gute Nachricht für die Elbe: An der Unteren Mittelelbe in Sachsen-Anhalt entsteht ab heute eine Insel, wie es sie dort zuletzt vor 120 Jahren gab, und damit auch eine größere Vielfalt an Lebensräumen.

Das Auenzentrum des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auf Burg Lenzen lässt dafür eine verlandete Nebenrinne der Elbe ausheben und verbindet sie mit dem Hauptstrom. Die Arbeiten hierfür sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. So kann die Elbe künftig nahezu ganzjährig den „Kälberwerder“ umfließen und wieder typische Auenlebensräume gestalten. Mit dieser letzten großen Maßnahme findet das Projekt „Lebendige Auen für die Elbe“, das seit 2012 im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert wird, in diesem Jahr seinen Abschluss.

Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Naturnahe Auen zählen zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Sie sind nicht nur wichtig für die biologische Vielfalt und eine intakte Natur. Durch die Wiederbelebung der Auenlandschaft um den ‚Kälberwerder‘ wird der Wasserhaushalt in der Landschaft verbessert, indem Wasser in dem Gebiet bei Hochwasser zurückgehalten und bei Trockenheit an die Umgebung abgegeben wird. Als beachtlicher Kohlenstoffspeicher tragen Auenlandschaften auch wirksam zum Klimaschutz bei. Der Schutz und Erhalt von intakten Auen ist also wichtiger denn je.“

Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND: „Wir geben der Elbe einen wichtigen Lebensraum zurück. Zwischen Insel und Festland schaffen wir eine Nebenrinne des Flusses, wie es sie früher in der Elbe häufig gab. Das ist für die Artenvielfalt im Wasser, aber auch in den angrenzenden Auen immens wichtig.“ In solchen Seitenarmen finden sich für zahlreiche Bewohner des Flusses passende Lebensbedingungen: Die Geschwindigkeit der Strömung und die Beschaffenheit des Bodens sind für sie günstiger als im Hauptstrom und das Wasser erwärmt sich aufgrund der geringeren Tiefe schneller. Bandt weiter: „Jungfische von strömungsliebenden Arten wie Zander, Aland oder Rapfen und Insekten, wie etwa Libellen, werden hier neue Lebensräume finden.

Daher leistet diese Maßnahme auch einen bedeutenden Beitrag, um den ökologischen Zustand der Elbe im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie zu verbessern. Für den guten ökologischen Zustand, den die Richtlinie bis 2027 vorgibt, bedarf es jedoch noch vieler weiterer Anstrengungen.“

Uwe Riecken, Leiter der Abteilung Biotop- und Gebietsschutz beim Bundesamt für Naturschutz (BfN): „Das BUND-Auenzentrum hat an der Elbe einen bundesweit bedeutsamen Leuchtturm geschaffen: Die nun wieder an die natürliche Überflutung der Elbe angeschlossene Hohe Garbe zählt zu den vier größten Hartholzauenwäldern in Deutschland. Damit ist dieses Projekt auch ein wichtiger Baustein, um die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt umzusetzen. Außerdem stärkt es den natürlichen Hochwasserschutz und trägt dazu bei, entlang der Bundeswasserstraßen einen bundesweit bedeutenden Auen-Biotopverbund zu schaffen.“
Die Wiederherstellung der Insel „Kälberwerder“ ist die letzte große Maßnahme im Projekt „Lebendige Auen für die Elbe“ auf dem Gebiet der Hohen Garbe (Sachsen-Anhalt) im Biosphärenreservat Mittelelbe. Das BUND-Auenzentrum hat hier auf rund 420 Hektar einen der wertvollsten Auwälder der Region wieder an die Dynamik der Elbe angeschlossen, indem es einen alten funktionslosen Deich teilweise abgetragen und ehemalige Flutrinnen reaktiviert hat. Der Fluss kann die Hohe Garbe nun wieder regelmäßig durchströmen und eine naturnahe Aue gestalten.

Das BUND-Auenzentrum auf Burg Lenzen war im Projektverlauf auch mit der Anwohnerschaft und den Flächennutzenden im engen Dialog und hat zahlreiche Informations- und Bildungsangebote über den Wert und den Nutzen naturnaher Auen geschaffen. Mit Unterstützung und großem Engagement aus der Region hat der BUND zudem rund 14.000 Bäume und Sträucher im Projektgebiet gepflanzt, Gewässer naturnah gestaltet und neue Tümpel angelegt. So sind wichtige Lebensräume für unzählige Tiere und Pflanzen entstanden.

Text: BUND Pressestelle