Johann Jacob Wagenführ, Ferdinand Rudolf Curt von Arnim und Otto Funke

Johann Jacob Wagenführ
Ferdinand Rudolf Curt von Arnim
Otto Funke

Im Jahre 1842 begann durch das Auffinden von Raseneisenstein der Aufbau des Hüttenwerkes durch die Magdeburger Unternehmer Wagenführ und Helmecke. Am 06. März 1844 floss das erste Eisen aus dem Hochofen.

Die "Tangerhütte" neben der Gemeinde Vaethen entwickelte sich rasant zu einem neuen Wirtschaftszentrum. Die Firma genoss einen guten Ruf. Die Produkte der "Tangerhütte" und die Qualität der Eisengießerei waren weit über Deutschland und Europa hinaus bekannt. Es entstanden bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche Auslandsvertretungen.

Im Jahre 1889 übernahm Ferdinand Rudolf Curt von Arnim die Leitung der "Tangerhütte". Der neue Chef hatte die Witwe Marie Wagenführ geheiratet. Der überaus kunstsinnige Curt von Arnim engagierte sich sehr für das Werk und brachte selbst zahlreiche kreative und künstlerische Ideen ein.

Die "Tangerhütte", eine Firma mit Weltruf, zog wie ein Magnet junge Leute an, und das Unternehmen suchte Arbeitskräfte. Die Zahl der Arbeiter des von Johann Jacob Wagenführ gegründeten Unternehmens stieg kontinuierlich von Jahr zu Jahr, um die Nachfrage gusseiserner Produkte zu befriedigen. Allein 1900 hatte das Werk schon 1535 Arbeiter.

Zur Weltausstellung in Paris 1889 hatte das Eisenwerk eigens einen gusseisernen Pavillon angefertigt und damit das Deutsche Reich in Frankreich vertreten. Der Kunstpavillon gehört zu den herausragenden Werken der Kunstgussarchitektur des 19. Jahrhunderts.

In den Jahren 1909 - 1911 entstand das Neue Schloss. Es wurde als Fabrikantenvilla der Familie Wagenführ erbaut. Der Bildhauer Otto Funke, 1889 Schreinerlehrling der "Tangerhütte", war in der künstlerischen Ausgestaltung des Parks voll integriert, vor allem bei der Ausgestaltung des Neuen Schlosses. Dort findet man Funkes Hauptwerk - die über vier Meter hohe, bis zur Decke reichende; prächtig geschnitzte Holzverkleidung eines Kamins, der dem Raum seinen Namen gab: "Kaminzimmer". Die zahlreichen kleineren Holzobjekte des Bildhauers Otto Funke, die heute noch erhalten und nachzuweisen sind, befinden sich an drei Orten: in Hanau-Großauheim, in Tangerhütte und in Südafrika.

Kunstobjekte wie z. B. der "Pariser Pavillon" (Kunstgusspavillon), die aus der Pionierzeit des Kunstgusses stammen, sind in der Periode der Weimarer Republik nicht mehr anzutreffen, da die "Tangerhütte" vorwiegend auf Massenproduktion setzte. Das Werk bot jetzt eine große Palette von Gebrauchsgegenständen für Industrie und Haushalte an. In vielen deutschen Städten waren Kandelaber aus Tangerhütte zu finden. Sie wurden nach Karl-Friedrich Schinkel benannt und sind als "Schinkel-Leuchten" bekannt.

Vor dem Einmarsch der Roten Armee verließ die Familie Wagenführ von Arnim ihre Heimat und ihren Besitz. Heute wird das Neue Schloss als Kulturstätte genutzt.

(Funke, Otto; Hermann, Norbert; Biographie und Werk des Tangerhütter Bildhauers Otte Funke 1998).